Das Stück wird von Jugendlichen selbst erzählt; aber nicht anhand ihrer Geschichten, sondern anhand von Songs. Mit Hans Kaul haben wir einen Musiker im Team, der seine ganze Erfahrung aus vielen Bühnenjahren am Stadttheater und als musikalischer Leiter von Musicals in eine ganz eigene, nach außen hin kleine, Form gießt – in die musikalische Ausdrucksform von Jugendlichen. Bereits seit zwei Jahren ist er intensiv in die Erforschung u.a. eritreischer, arabischer, persischer Musik eingetaucht, und in die ebenso intensive menschliche Begleitung der Jungs, die diese Musik hören und jetzt auch selber machen.

FLUTLICHT – das boat people song projekt ist ein Liederabend, der zur Zeit mit Abdiwahad Mohammed Abdi aus Somalia, mit Reshad Sultani aus Afghanistan, Boushkin Mohammed Ali aus Syrien, Goitom Kahsu und Saleh Drogba aus Eritrea, und dazu mit ungefähr fünfzehn Jugendlichen aus eben jenen Ländern sowie aus Göttingen entsteht.

Auch Anita Osmani sollte eigentlich auf der Bühne stehen - sowie sie es am 19. Dezember 2015 bei der Premiere gerade noch so konnte. Ihre Familie sollte nach sechzehn in Deutschland verlebten Jahren nach Kosovo abgeschoben werden. Anita ist in Göttingen geboren und aufgewachsen. Niemand in unserer Gruppe, weder die Syrer noch die Deutschen, können verstehen, warum sie keinen deutschen Pass haben kann. Nun kann sie nicht mehr dabei sein. Mittlerweile lebt die Göttingerin irgendwo unerkannt und ohne Perspektive.

Ihre Situation war während der Proben vordringlich, und die Gedanken daran bestimmten, behinderten, bedrängten den Verlauf der Proben. Die Spieler*innen waren während der Proben erschöpft von ihren eigenen Lebensthemen, und wir mussten behutsam mit allen zusammen das Projekt gestalten. 
Neue Szenen wurden in das Stück eingearbeitet. Es geht um Anita, die Abschiebung und auch um die Unsicherheit, wie es mit Anitas Familie sein wird. Die Aufführungen wurden vor allem für Anita gespielt - ein Theater mit wunderschönen Liedern und der Hoffnung auf Houria Souria (Freiheit für Syrien) und dem Ende von Terror und Krieg egal wo.

FLUTLICHT feierte im Dezember 2015 Premiere und wurde im April 2016 für weitere Aufführungen wiederaufgenommen.

 

FLUTLICHT wurde gefördert von der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur in Niedersachsen e.V., dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Jugendhilfe Südniedersachsen und der Stadt Göttingen, und unterstützt von EBR Projektentwicklung.