Ein Theaterstück im Rahmen der Ausstellung "Stimmen" vom Forum Wissen - über Sprachforschung im Krieg, 1917-1918

 

Im Rahmen der Ausstellung STIMMEN – Sprachforschung im Krieg 1917-1918 findet die Uraufführung des Theaterstücks AVAZ | VOICES | UNERHÖRTE STIMMEN statt

Nur wenig Göttinger:innen ist wohl bekannt, dass im Lager Ebertal zur Zeit des Ersten Weltkriegs auch eine Gruppe von Soldaten aus der heutigen Grenzregion zwischen Afghanistan und Pakistan festgehalten wurde, deren Stimmen von der sg. "Phonographische Kommission“ für ein Archiv aufgenommen wurden. Die von kolonialistischen Vorstellungen geprägte Stimmensammlung existiert noch heute, aber die Männer, die ihre Stimmen für ein zweifelhaftes Projekt sprechen ließen, sind bis heute Unbekannte geblieben.

In der Inszenierung führen drei Schauspieler durch das Forum Wissen. Sie können sich gut in die damaligen Soldaten hineinversetzen, da sie aus den gleichen Regionen stammen wie sie. Haneef Beloch, Samiullah Beloch und Sultan Zeb Khawaja spielen Sunab Gul, Shaddad Khan – der auf dem Göttinger Stadtfriedhof begraben liegt – und Abdul Aziz Khan. Die Autorin Luise Rist hat in Auseinandersetzung mit ihnen ein Theaterstück geschrieben, das sich an eine Lücke in der Geschichtsschreibung annähert und an die ungeschriebenen Geschichten von drei Männern, deren Stimmen man archiviert, denen man aber nicht zugehört hat.

Das Theaterstück AVAZ erzählt von drei in Göttingen Inhaftierten, die in den Jahren 1917 und 1918 in das Göttinger Ostviertel zum Haus des berühmten Göttinger Iranisten Professor Friedrich Carl Andreas - Ehemann von Lou Andreas Salomé – einberufen wurden, um ihm für seine Sprachforschung zur Verfügung zu stehen.

Das Stück verwebt Materialien aus überlieferten Handschriften von Gefangenen, Fragmente von Texten, die für die Ausstellung erstmals übersetzt wurden. Es enstand in enger Verbindung zu Forschenden in Göttingen und Indien - zur Historikerin Dr. Neekee Chaturvedi und zum Theaterautor Sobodh Patnaik, die selbst Texte und Geschichten aus ihrer Perspektive beigetragen haben.

Wir erleben im Wechsel der Perspektiven auf zunächst unterhaltsame Weise die Ambivalenz der Situation. Die Göttinger Schauspieler des Stücks, die zum Teil die gleichen Sprachen sprechen wie die damals pauschal „Inder“ Genannten, nehmen sich spielerisch das Stück Geschichte vor und erzählen sie mit, indem sie die Gefangenen verkörpern.
 

Pressestimme:
Radiointerview mit Luise Rist und Franziska Aeschlimann im Stadtradio Göttingen durch Tina Fibiger

 

AVAZ - STIMMEN
URAUFFÜHRUNG


Sunab Gul I Professor Friedrich Carl Andreas         Haneef Baloch
Shaddad Khan                                                     Samiullah Baloch
Abdul Aziz Khan I Felix von Luschen                     Sultan Zeb Khawaja
 

Regie und Projektleitung: Franziska Aeschlimann, Luise Rist
Text: Luise Rist
Musik: Sultan Zeb Khawaja
Technik: Paula Kottwitz
Videotechnik: Thomas Kirchberg

Eine Koproduktion mit Forum Wissen: Ramona Dölling, Michael Fürst, Nina Knohl und Christian Vogel

In Kooperation mit dem Theater Natya Chetana (Bhubaneswar/ Indien) und der University of Rajasthan (Jaipur/ Indien): Subodh Patnaik und Dr. Neekee Chaturvedi

 

Premiere: Freitag, 31.03.2023, 19.30 Uhr
Weitere Vorstellungen in Koproduktion Forum Wissen: Sa, 01.04. / So, 02.04. / Fr, 02.06. / Sa, 03.06.
Vorstellungen im Rahmen von „Stadtlabor – Wege zur kolonialkritischen Stadt“: Sa, 10.06. / So, 11.06., jeweils um 19.30 Uhr
Ort: Forum Wissen (Berliner Straße 28, Göttingen)

Der Eintritt ist kostenfrei. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Karten.

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Fotos: Stephan Beuermann

 

 

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