DAS STÜCK

Eine Frau begegnet auf dem Areal eines großen Flughafens einem jungen Afrikaner, der sich in einer scheinbar aussichtslosen Lage befindet. Er ist ein Flüchtling. Verwirrende Informationen, unbekannte Sachverhalte, Kriegszustände, Misshandlungen, eine verlorene Kindheit, daneben die Sehnsucht nach Normalität und Leichtigkeit   – alles in dem jungen Mann liegt im Dunkeln, sein Leben ist versprengt in tausend Einzelteile.

Die Begegnung mit dem jungen Flüchtling führt die Frau über die Schwelle in ein fremdes Land. Sie betritt einen Raum, den jemand „keinsternhotel“ nennt. Viele Menschen wohnen hier, nicht alle wollen ihren richtigen Namen nennen, nicht alle erzählen ihre wahre Geschichte. Aber was ist wahr? Auf der Reise verändert sich alles, die Zeit und der Zeitverlust prägen sich ein, Bezüge und Beziehungen werden anders wahrgenommen, am Ende zählt nur noch die Frage, wem man Vertrauen schenken kann, wenn man im keinsternhotel lebt – auf ungewisse Zeit.
Das „keinsternhotel“ ist das Land zwischen Ankunft und Abschied, ein Niemandsland, ein Nicht-Ort, in dem die Zeit still steht. Wie lebt man im Zustand der Duldung?

Das Warten wird zur primären Lebenserfahrung im „keinsternhotel“ Europa.
Die Lebenslust wartet nicht. Die jungen Männer, die in diesem KEINSTERNHOTEL herumsitzen, wollen etwas lernen, etwas werden, tanzen gehen, sich mit Mädchen treffen. Die eigene Biografie zurück lassen, Neues träumen, lebendig sein. Glücksmomente flackern auf, der Glaube an Gott kann auch in der Disko nützlich sein.

Das Stück setzt sich aus vielen fragmentarischen Szenen zusammen, die Impulse fürs Schreiben und Inszenieren gingen von der Gruppe der Spielerinnen und Spieler aus.

KEINSTERNHOTEL enstand in Kooperation mit dem Literarischen Zentrum Göttingen und der Gesellschaft für bedrohte Völker sowie dem Migrationszentrum.
Wir wurden unterstützt vom Auswärtigen Amt, Hanns-Lilje-Stiftung, Landschaftsverband Südniedersachsen, Stadt Göttingen, Göttinger Kulturstiftung, KUNST e. V., Litfin-Stiftung und Froböse Drei Tage Markt.


Uraufführung war am 24. September 2010 in einem Gebäude des Alten Flugplatzes Göttingen, Königsallee 243.